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Pflege zu Hause

Barrierefreies Bauen: Barrierefrei bauen

Wer heute für die Zukunft baut, der baut nach Möglichkeit gleich barrierefrei. Ein eigenes Haus baut man schließlich nicht für einige wenige Jahre, sondern es soll die gesamte Familie ein Leben lang begleiten. Dies sollte man auch bei der Planung berücksichtigen und einige wichtige Aspekte in den Bauplan einarbeiten. Dazu gehören beispielsweise so einfache Dinge wie ebene Übergänge zwischen den Räumen und Terrassentüren oder Balkontüren ohne hinderliche Stufe. Auch Stufen vor dem eigenen Haus kann man bereits im Vorfeld vermeiden, indem man statt einer Treppe mit mehreren Stufen dort einfach Erdreich aufschüttet und dieses mit einem rutschhemmenden Pflaster, wie eine feste Rampe belegt. Wer bereits in jungen Jahren beim Bauen diese kleinen Dinge beachtet, kann später länger selbstbestimmt im eigenen Heim leben und wird nicht gezwungen, vorzeitig in ein Seniorenpflegeheim umzuziehen.

Etwa jeder zwölfte Bundesbürger ist heute schwerbehindert und dennoch wird bisher das barrierefreie Wohnen stark vernachlässigt. Doch laut Gleichstellungsgesetz aus dem Jahre 2002 soll die Selbstbestimmung von behinderten und alten Menschen stärker gefördert werden. In diesem Gesetz ist auch die selbstbestimmte Teilhabe am gesellschaftlichen Leben festgeschrieben. Dazu muss man aber auch mit einer körperlichen Einschränkung überhaupt erst einmal problemlos das eigene Haus nutzen und verlassen können. Bei öffentlichen Gebäuden sieht die Bauordnung ohnehin vor, dass zumindest die Neubauten barrierefrei errichtet werden müssen.

Nebeneffekt von barrierefreiem Wohnen ist eine Wertsteigerung

Auch Eigenheime und Eigentumswohnungen sind heute stärker gefragt, wenn sie über eine barrierefreie Ausstattung verfügen. So besteht eine erhebliche Wertsteigerung dieser Gebäude gegenüber herkömmlich ausgestatteten Immobilien. Dabei müssen viele Maßnahmen für barrierefreies Bauen gar nicht sehr viel teurer sein, jedenfalls, wenn sie bereits gleich bei der Planung des Hauses berücksichtigt werden. Für viele Einbauten gibt es Förderungen, die unter bestimmten Voraussetzungen gewährt werden können. Daher sollte man sich bereits in der Planungsphase eines Hauses ausführlich zu diesem Thema beraten lassen.

Gerade barrierefreies Bauen im Bereich der Küche ist anspruchsvoll und will sehr gut geplant sein. Grundsätzlich müssen für barrierefreies Bauen in der Küche etwa 1,50 mal 1,50 Meter Fläche für das Rangieren mit einem Rollstuhl vorhanden sein. Heute gibt es bereits viele Hilfsmittel, wie unterfahrbare Herde und höhenverstellbare flache Spülbecken. Ein eingebauter Geschirrspüler sollte zum Beispiel in einer behindertengerechten Küche etwas höher eingearbeitet werden, damit ein Rollstuhlfahrer oder ein älterer Mensch sich nicht so tief herunterbeugen muss, um das Gerät zu bestücken oder auszuräumen. Auch eine eventuell notwendige Haushaltshilfe wird diese Maßnahme sicher zu schätzen wissen.

Breitere Türen und ebenerdige Duschen

Beim Bau eines Hauses ist es nicht so teuer eine etwas breitere Tür einzuplanen, als wenn man diese Tür später nachrüsten müsste. Daher sollte die Eingangstür in geöffnetem Zustand eine Mindestbreite von 90 Zentimetern haben. Türbeschläge ebenso wie Lichtschalter und Klingel sollten in einer Höhe von 85 Zentimetern angebaut werden, um diese auch bequem von einem Rollstuhl aus bedienen zu können. Schön ist es, wenn die Eingangstür mit einer Gegensprechanlage und entsprechendem Türöffner geöffnet werden kann. Wer einen Spion in der Haustür anbringen will, sollte diesen für einen Rollstuhlfahrer tiefer setzen. Während normalerweise ein Weitwinkelspion in etwa einer Höhe von 1,50 Meter angebracht wird, sollte dieser dann höchstens in der Höhe von 1,20 Meter installiert werden. Wenn später ein Treppenlift oder ein Plattformlift an der Treppe angebracht werden soll, ist es besser, wenn die Treppe gleich ohne Wendungen und etwas breiter geplant wird. Eine echte barrierefreie Treppe muss nach Meinung von Fachberatern sogar mindestens 1,20 Meter breit sein.

Hat das Treppenhaus eine automatische Lichtschaltung, muss diese so einstellbar sein, dass auch jemand mit einer Gehbehinderung problemlos das obere oder untere Ende erreichen kann, ohne dass sich das Licht vorher abschaltet. Barrierefreies Bauen beinhaltet natürlich auch ein behindertengerechtes Bad, das mit einem Rollstuhl erreicht werden kann. Dazu zählt eine Dusche, die ebenerdig und ohne eine Stufe auch mit dem Rollstuhl befahren werden kann und breit genug ist, damit auch eine Pflegehilfe für die häusliche Krankenpflege sich dort noch bewegen kann. Die Tür zum Bad sollte nach außen aufschwingen und für Notfälle auch von dort entriegelbar sein. Innerhalb des Bads sollte ausreichend Platz sein, um mit einem Rollstuhl zu rangieren und sich auf die Toilette umzusetzen. Dazu muss die Toilette eine Sitzhöhe von 48 Zentimetern aufweisen. Ein Waschtisch sollte nach Möglichkeit unterfahrbar und flach gestaltet werden. Besonders hilfreich sind in der Höhe verstellbare Waschtische, hier sollte man sich im Zweifel über eine Förderung durch die Krankenkasse oder einen anderen Träger informieren.


Gabriele Dreher

Ich habe lange Zeit in Altenpflegeeinrichtungen gearbeitet und versuche, verschiedene Aspekte meiner Arbeit kritisch zu beurteilen, ohne die Voreingenommenheit, die das Urteil so vieler langjähriger Fachleute im Gesundheitswesen trübt. Meine Ansichten sind meine eigenen. Alle konstruktiven Rückmeldungen und Meinungen sind erwünscht.


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